Dienstag, 11. Januar 2011

Grenzenlose Gaumenfreuden

Es geht jetzt gleich um „Grenzenlose Gaumenfreuden. Römische Küche in einer germanischen Provinz“. Für bei diesem Thema abwinkende Münchner will ich aber noch schnell den dringenden Hinweis auf die dicht gedrängten Vortragstermine loswerden, welche die Gesellschaft für Archäologie in Bayern e.V. zusammengetragen hat. Heute geht es schon mit zwei Vorträgen los.

So, jetzt zum Thema „Grenzenlose Gaumenfreuden“. Und da sind Neusser im Vorteil, denn in ihrem Clemens-Sels-Museum findet noch bis nächsten Sonntag, 16.1.2011, eine Ausstellung unter diesem Titel statt. Interessieren täte mich die Ausstellung schon sehr, aber der Weg ist doch zu weit.

Es gibt auch ein gleichnamiges Begleitbuch, das ist zum Glück sehr gut unabhängig von der Ausstellung lesbar. D.h. es ist kein Katalog zur Ausstellung, es macht keine Bezüge, für die man die Ausstellung kennen müßte. Verständlich wird dies mit dem Vorwort, aus dem hervorgeht, daß Buch und Ausstellung ursprünglich eigenständige Ideen waren, die dann in Zusammenarbeit umgesetzt wurden.

Das Buch war ein „Impulskauf“ gegen Ende letzten Jahres. Ich hatte schon „Das römische Kochbuch des Apicius“ (herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Robert Maier, Reclam-Verlag, 1991, 7 Euro) seit der Zeit, als es nur 6,60 Euro kostete. Das Buch ist sehr gut, und Robert Maier hat auch die etwas „sperrigen“ Orginalrezepte durch seine Kommentare und durch Mengenangaben zu einigen Rezepten teilweise „gebrauchsfertig“ gemacht. Trotzdem ist das Buch für Koch-Experimente ungenutzt geblieben.

Ein neuer Versuch war das „Römer Kochbuch“ von Edgar Comes (2. Auflage 2010, Verlag Fel!x AG, 14,95 Euro), und bei dieser Gelegenheit habe ich auch „Grenzenlose Gaumenfreuden: Römische Küche in einer germanischen Provinz“ angeklickt (Jutta Meurers-Balke/Tünde Kaszab-Olschewski (Hrsg.), Verlag Philipp von Zabern, 2010, 29,90 Euro). Das Buch von Edgar Comes hat einen sehr guten Eindruck auf mich gemacht, die Rezepte sind noch „gebrauchsfertiger“ und zudem lecker bebildert und machen Lust endlich loszulegen. Aber etwas nachgekocht habe ich nicht - ich rede mich noch damit heraus, daß ich vor Weihnachten zeitlich ziemlich am Untergehen gewesen bin.

Wegen der fehlenden Praxis will ich deshalb zur Verwendbarkeit der beiden Bücher in der eigenen Küche nichts sagen. Nur noch soviel, daß ich das Buch von Edgar Comes wegen Empfehlungen via dem Twitter-Account von Chronico gekauft habe („das Römerkochbuch ist echt klasse“, „Edgar Comes von der Milites Bedenses, der Ultra-Koch der Szene“).

Den Kauf der „Grenzenlosen Gaumenfreuden“ habe ich auch nicht bereut. Das Buch liefert umfangreiche Informationen über die Küche der Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln und Umland). Wie wurde gegessen, wer kochte, wie wurde gekocht, was wurde vermutlich vor den Römern gegessen, wie änderte sich das nach den Römern. Dann die einzelnen Gemüse- und Salatpflanzen, Obst, Nüsse, Fleisch, Geflügel, Eier, Fische, Meeresfrüchte, Gewürze, Getränke.

Das Buch ist umfangreich, überraschend umfangreich, aber natürlich nicht umfassend, weil vieles noch unbekannt geblieben ist und auch einiges keinen Platz im Buch gefunden hätte. Und es ist ja auch oft wie bei der Hydra - wenn man eine Frage beantwortet bekommt, dann fallen einem zwei neue ein.

Jetzt bin ich ganz zufrieden mit meiner Aufstellung. Edgar Comes verweist bei seinen Interpretationen genau auf die Apicius-Orginalrezepte, die kann ich dann gleich bei Apicius nachschlagen. Apicius würde ich auch dann behalten wollen, wenn ich nur bei der Theorie bleiben würde. Rezepte aus seinem Buch illustrieren die Zutaten-Beschreibungen in den „Gaumenfreuden“. Da ist es bei dem günstigen Preis ganz gut, das komplett und kommentiert zu haben. Wenn auch Apicius nicht die einzige Rezepte-Quelle ist, wie die „Gaumenfreuden“ darlegen. Und das Buch von Edgar Comes geht auch nicht nur auf die Praxis ein, sondern hat auch einen Theorie-Teil, der allerdings von den viel umfangreicheren „Gaumenfreuden“ überdeckt wird. Also sein Buch wird als dauernde Mahnung im Bücherregal stehen, mich endlich in die Praxis zu begeben.

Auf etwas will ich noch hinweisen. Ich finde jetzt im „Gaumenfreuden“-Buch beim Durchblättern nur einen einzigen Link, und der ist vorne im Impressum im Satz „detailliertere bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.“ Es ist ein schönes Buch, das mit seinen Verweisen „klassisch“ funktioniert und seinen Preis wert ist, das ist keine Frage. Nur bedeutet in dem Fall das klassische Funktionieren der Verweise, daß man sich in der Literaturliste einem Mix von gut und von nur sehr schwer zugänglicher Literatur gegenübersieht. Das müßte man ja einfacher haben können, man könnte ja das häufig zitierte Preisedikt des Kaisers Diokletian (wichtig um die damaligen Kosten der Nahrungsmittel einschätzen zu können) zumindest in brauchbaren Auszügen in ein kontrolliertes Wiki stellen und darauf verweisen. Oder man hört ja ab und zu von Digitalisierungsprojekten der Bibliotheken, ist da noch nichts brauchbares da, mit dem man die Literaturangaben ergänzen könnte? Vielleicht weil nur eine „Auswahl“ der „verwendeten Literatur dargestellt“ werden konnte? Vielleicht gibt es das in der „ausführlichen Literaturliste“, die auf der „Homepage des Labors für Archäobotanik des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln“ zu finden sein soll. Link steht leider nicht dabei. Na dann suchen Sie mal!

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