Sonntag, 8. Januar 2017

Die Punktwolken des Wettergotttempels von Aleppo

Die Augmented Reality hatte ich mal 2012 im Blog. Das Thema Augmented Reality war damals wegen dem Projekt Google Glass sehr präsent. Die revolutionären Vorstellungen, die im Raum standen, konnte diese Augmented-Reality-Brille aber nie erfüllen. In der Folge ist es stiller um das Thema Augmented Reality geworden. Zwischenzeitlich rückte dafür die Virtual Reality stark in den Vordergrund. Mittels einer mit Papphalter und eigenem Smartphone gebastelten Virtual-Reality-Brille kann jeder mitmachen. Eine „höhere Intensität der Immersion“ versprechen laufend neu auf den Markt kommende VR-Headsets. Ein Foto mit einem Saal voll Leuten mit VR-Headset ging durch alle Medien. Die meisten von uns werden sich erinnern. Im letzten Jahr rutschte nun wieder die Augmented Reality mit dem Erfolg von Pokémon Go ganz in den Vordergrund. Wobei man sehen konnte, daß die Technologie Augmented Reality kaum noch thematisiert wurde. Also 3D-Scans, Virtual Reality und selbst die den meisten nicht so präsente Augmented Reality scheinen schon ziemlich in der Mitte der Gesellschaft angekommen zu sein. Zumindest im Smartphone-nutzenden Teil.

Im Archäologie-Bereich sieht man die genannten Stichworte derzeit oft im Zusammenhang mit den aktuellen traurigen Kriegsereignissen. Kann man zerstörte Kulturgüter mittels 3D-Modellen aus vorhandenem Bildmaterial oder aus schnell gemachten 3D-Scans wieder virtuell entstehen lassen? Reichen die vorhandenen Daten als Grundlage für eine physische Rekonstruktion? Siehe etwa hier den aktuellen Artikel in der New York Times „Damaged by War, Syria’s Cultural Sites Rise Anew in France“.

Ich weiß nicht, wie weit aus der Not heraus mit aktuellen Drohnen erstellte Datenmengen mit den Ergebnissen stationärer älterer Scanner aus der Zeit vor den Kämpfen vergleichbar sind. Vielleicht sind die Datenmengen - Punktwolken im Interview - des Wettergotttempels von Aleppo wesentlich umfangreicher, aber wie Prof. Thomas Bremer sagt noch ohne Farbe. Jedenfalls toll, daß wir die Daten haben. Man möge in dem vor zweieinhalb Wochen erschienenen Artikel von Eva Götting mit eingebundenen Videos „Archäologie durch die virtuelle Brille“ unbedingt das erste Video mit dem Interview mit Prof. Dr. Thomas Bremer ansehen. Die Umgebung, in der dieser Tempel des Wettergottes eingebunden war - ziemlich viel davon dürfte jetzt zerstört sein - ist in einem Video auf der Webseite Virtual Archaeology der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin zu sehen.

Der Artikel von Eva Götting informiert mit seinen Videos zwar nicht auf der Ebene der verwendeten Techniken, vermittelt aber dennoch bemerkenswert tiefgründig Probleme und Gedanken im Zusammenhang mit dem Projekt. Siehe etwa die Idee der „Virtual Reality als Publikationsformat“. Und den im Video geäußerten Gedanken, mittels der Virtual Reality eine „Varianz von Hypothesen“ darzustellen. Also nicht so im Sinne: so hat die Mauer des Tempels des Wettergottes vermutlich ausgesehen. Sondern: die Mauer könnte aus diesen Gründen so und aus jenen Gründen so ausgesehen haben. Das klingt natürlich sinnvoll für die Diskussion unter Wissenschaftlern. Für den Laien wäre das ungewöhnlicher, sollte aber im Grunde genommen auch seine Informationsbasis darstellen.

In dem Interview mit Thomas Bremer fiel mit den Annotationen ein Stichwort, das ich im letzten Eintrag in der Formulierung „allgemein lesbare Annotationen zu Multimedia-Daten wie etwa den MOOC-Videos“ verwendet hatte. Beim Durchlesen meines Eintrages hatte ich überlegt, ob ich das „allgemein lesbar“ so schreiben kann. Es war ja in der Konstellation primär für den Rechner gedacht, damit er verschiedene Medien verbandeln kann. Aber es ist wirklich mit ein paar eckigen Klammern und reservierten Wörtern und Zeichen gut für Menschen les- und schreibbar. Also stimmt das mit dem „allgemein lesbar“. Beim Wettergotttempel geht um Anmerkungen zu den Objekten/verwendeten Symbolen im Tempel.

Im verlinkten Eintrag hatte ich auch den Hinweis auf den am 16. Januar bei Coursera startenden „Archaeoastronomy“-MOOC. Der MOOC mag für neu gewonnene Wettergotttempel-Fans ganz interessant sein. Prof. Thomas Bremer erwähnt, daß die Konstellation der Sterne und die Sonnensituation für den Tempel des Wettergottes eine Rolle spielte.

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