Freitag, 2. März 2018

Das frühmittelalterliche Gräberfeld von München-Giesing

In München-Giesing entdeckte man 1914 beim Bau der Icho-Schule ein frühmittelalterliches Gräberfeld. Das wurde von dem seinerzeitigen Assistenten in der Münchner Staatssammlung und späteren Marburger Professor Gero von Merhart ausgegraben. Wesentliche Objekte wurden 1927 in einer Sonderausstellung präsentiert. Eine Gesamtvorlage des Fundmaterials stand bis zur Dissertation von Dr. Helga Furtmayr 1995 aus. Zu dieser Gesamtvorlage gab es aber keine „Drucklegung“. Mittlerweile soll das Gräberfeld aber wieder im Zuge des Forschungsprojekts „Archäologie München“ in den Brennpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt sein. Dr. Helga Furtmayr wollte aufgrund der verstrichenen Zeit ihre damalige Dissertation nicht aktualisieren, sondern nur eine kurze Zusammenfassung ihrer Ergebnisse frei geben. Diese Zusammenfassung ist nun als erster Band der neuen „Abhandlungen und Bestandskataloge der Archäologischen Staatssammlung München digital“ ausschließlich online zum kostenlosen Download erschienen. Titel mit unterlegtem Download-Link: „München-Giesing. Ein frühmittelalterliches Gräberfeld vor der Stadt“ (pdf).

Meine obigen Angaben beruhen auf der Rezension von Dr. Brigitte Haas-Gebhard (pdf). Man möge sich sich diese Rezension mal durchlesen. Nebst der Möglichkeit zu kontrollieren, ob ich alles richtig übernommen habe, wird man auch darüber informiert, daß hinter dem Projekt „Archäologie München“ etwas Größeres steckt (ich hatte das Projekt ja mal beim Hinweis auf eine „Bibliographie zur Archäologie von München“ erwähnt). Außerdem teilt Dr. Brigitte Haas-Gebhard mit, wie sie über Online-Publikationen denkt, was dann wohl auch in einem gewissen Umfang den Hintergrund in der Archäologischen Staatssammlung für das Auflegen dieser Reihe wiedergibt.

Die Lage des Giesinger Gräberfeld zeigt der Bayerische Denkmal-Atlas via der Denkmalnummer „D-1-7835-0129“ („Reihengräberfeld des frühen Mittelalters“) an. Ich habe in „Bayerischer Denkmal-Atlas versus Vici.org“ mal länger rumgeeiert, daß Informationen im Denkmal-Atlas auch verschwinden können. Beispiel war die Fläche des neuen Grünwalder Gymnasiums, die nach der dortigen Ausgrabung nicht mehr rot markiert wurde. Im Falle des Giesinger Gräberfeldes wurde zwar auch ausgegraben, die Rotfläche ist aber noch über den Gebäuden vorhanden. Besonders die Münchner unter den Lesern mögen sich die Stelle gerne einmal ansehen. An dieser verkehrsreichen Ecke sind schon sehr viele durchgekommen.

Im oben erwähnten „Bayerischer Denkmal-Atlas versus Vici.org“ hatte ich drin, daß Vici.org schon auf seiner eigenen Website mehr Informationen zum aufgenommenen Denkmal als der Bayerische Denkmal-Atlas enthält und zusätzlich noch auf Quellen von außerhalb verlinkt. Das Beispiel Grünwalder Gymnasium hatte ich wegen der im Bayerischen Denkmal-Atlas verschwundenen Markierung und mithin verschwundenen Information erwähnt und bei der Gelegenheit auch darüber geschrieben, daß die Firma SingulArch ein pdf über das Projekt „Grünwald - Neubau Gymnasium“ in den SingulArch-Referenzen eingestellt hat. D.h. idealerweise geht die Betrachtung heutzutage über das Online-Stellen von Publikationen hinaus. Geo-Informationen über geschichtlich relevante Flächen sollten allgemein verfügbar bleiben. Dazu auf vorhandene Dokumentationen der Grabungsfirmen und darauf aufbauende Literatur verwiesen werden. Zudem ist auch der Verbleib der „wesentlichen Objekte“ interessant, die man ausgegraben hat. Sind sie verloren gegangen, werden gerade welche ausgestellt, liegt von ihnen neben Fotos sogar schon ein 3D-Scan vor?

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